Das Spannungsfeld zwischen dem Erhalt von Naturflächen und der Gewinnung von Wohnraum wird am Beispiel des „Wilden Waldes“ deutlich.
1. Überdenkt Bedarfe
Hinterfragen von Notwendigkeit neuer Flächenversiegelung für Neubauten, in Abwägung mit der Umnutzung von Bestandsgebäuden, aber auch im Hinblick auf die Nachverdichtung im Innenbereich, sowie die Bedeutung von qualitativ aufwertbaren Grünflächen im städtischen Bereich (Kühlungseffekt, Regenwasserrückhaltung, Erhaltung Flora und Fauna, Verringerung Lärmimmissionen etc.)
7. Stärkt die Klima Resilienz
Wälder und Bäume haben einen nachweislich positiven Effekt auf das Umgebungsklima, da sie durch Verdunstung und Verschattung die Erhitzung in der näheren Umgebung begrenzen können. Wird der Wald gerodet, entfällt diese positive Umweltwirkung. [1]
8. Erhaltet und schafft Raum für Biodiversität
Der wilde Wald konnte sich in den vergangenen Jahrzehnten ungestört entwickeln und bietet Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten. Dieser Lebensraum wird durch die Bebauung zerstört [1]
Aktionsart: Audiotour durch den Wilden Wald in Wilhelmsburg
Aktionsdauer: ca. 45 bis 60 Minuten
Aktionsausrüstung: Smartphone, Kopfhörer und feste Schuhe
Die Aktion:
Viel Spaß bei deiner eigenen Erlebnisreise durch den Wilden Wald… solange es noch geht…
Name:
Aktuell: Wilder Wald Wilhelmsburg
Geplant: Spreehafenviertel
Baujahr:
Voraussichtliche Erschließung der Fläche ab 2024
Baubeginn ab 2026
Standort:
Hafenrandstraße/Harburger Chaussee/Ernst-August-Kanal im Reiherstiegviertel in Wilhelmsburg
Nutzung:
Aktuell: Wald
Architekturbüro:
BIWERMAU Architekten mit WES LandschaftsArchitektur
Der „Wilde Wald Wilhelmsburg“ ist ein etwa 10 Hektar großer Wald am Nordrand der Elbinsel Wilhelmsburg. Der Wald ist über 60 Jahre alt und entstand nach der schweren Sturmflut im Jahr 1962, als die dort zuvor befindlichen bewohnten Kleingartengebiete vollständig überflutet wurden und zahlreiche Todesopfer forderten. Seitdem wurde das Gebiet weitgehend unberührt gelassen, was zur Entwicklung des Waldes führte.
Der „Wilde Wald Wilhelmsburg“ ist ein Pionierwald und Sukzessionswald mit Auwaldanteilen und wird gemäß dem Hamburger Landeswaldgesetz als „Wald“ definiert. Der Wald hat einen besonderen Schutzstatus, da er gemäß der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als besonders schützenswert gilt und eine große Bedeutung als Teil des Hamburger Biotopverbunds hat. In der naturschutzfachlichen Gesamtbewertung wird der Wald als „besonders wertvoll“ eingestuft. [1]
Weitere Infos über den Wald und die dort lebenden Arten findet ihr unter folgendem Link: https://waldretter.de/category/rund-um-wiwa/
Durch die IBA (ein Tochterunternehmen der Stadt) wird auf der Fläche des „Wilden Waldes“ aktuell das sogenannte Spreehafenviertel geplant. Im Spreehafenviertel sollen große Baumbestände erhalten werden. Die städtebauliche Struktur orientiert sich an Blockrandstrukturen, Hinterhofbebauungen und Innenhöfen. Es sollen vielfältige Wohnangebote für verschiedene Zielgruppen geschaffen werden, inklusive flexibler Grundrisse, Wohnen und Arbeiten kombiniert und auch Grundstücksangebote für Baugemeinschaften sollen bereitgestellt werden. Es wird Wert auf „ökologische Gestaltung“ mit Erhalt von Grünflächen und naturnahen Erholungsflächen gelegt, sowie Kitas und Spielplätze für Kinder und Familien zur Verfügung gestellt. [2]
Der Wald wird damit 1100 Wohnungen weichen. Gegen die Rodung des Waldes haben sich Bürgerinitiativen wie z. B. die „Waldretter“ gebildet. Sie engagieren sich für den vollständigen Erhalt des Waldes. Der Hamburger Klimaplan aus dem Jahr 2015 bestätigt ihr Interesse grundsätzlich, da darin vereinbart wurde, dass Waldflächen in Hamburg wegen ihrer positiven stadtklimatischen Wirkung unbedingt zu erhalten sind. Seien Baumfällungen „unvermeidbar“ müssen Ausgleichsmaßnahmen vorgesehen werden. Im Fall des wilden Waldes befindet sich die Ausgleichsfläche in Buchholz in der Nordheide [3]. Fraglich ist, ob diese Fläche eine Auswirkung auf das Stadtklima in Wilhelmsburg hat.
Der Senat befürchtet, ohne die Bebauung von Grünflächen den Bedarf an Wohnungen nicht decken zu können. Der IBA-Sprecher äußert sich zur Debatte bezüglich der klimatischen Auswirkungen einer möglichen Rodung folgendermaßen: „Sie könnten gleichermaßen die Frage stellen, ob man heutzutage in Anbetracht von steigenden Mieten die Chance auf bezahlbaren Wohnraum für die Menschen dem alleinigen Schutz von Bäumen opfern darf“ [3].
Offen bleibt dabei, ob es Alternativen zur Bebauung des wilden Waldes gibt, sodass sowohl Wohnraum geschaffen als auch Natur erhalten werden kann.
Bezüglich der geplanten Erhaltung von einzelnen Bäumen des Waldes: „Baumgruppen oder -reihen machen noch keinen Wald aus, das ist Begleitgrün zwischen den Häusern. Der Lebensraum Wald geht für das Neubauquartier unwiderruflich verloren.“ – Jan Muntendorf (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) [4]
[1] https://waldretter.de/category/rund-um-wiwa/ zuletzt abgerufen am 21.04.2023
[2] https://www.iba-hamburg.de/de/projekte/spreehafenviertel/uebersicht zuletzt abgerufen am 21.04.2023
[3] https://www.hinzundkunzt.de/hamburg-wilder-wald-wilhelmsburg-wohnungsbau/ zuletzt abgerufen am 21.04.2023
[1] https://kampnagel.de/profil/historie zuletzt abgerufen am 07.04.23
[2] https://www.hamburg.de/kampnagel/ zuletzt abgerufen am 07.04.23
[3] https://kampnagel.de/artikel/pm-generalsanierung-lacaton-vassal zuletzt abgerufen am 07.04.23
[4] https://www.zeit.de/news/2022-05/05/zuschlag-fuer-star-architekten-bei-kampnagel-sanierung?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F zuletzt abgerufen am 07.04.23