Elbtower

In Hamburg soll Deutschlands drittgrößtes Gebäude entstehen. Doch braucht die Stadt dieses aufwändige Hochhaus? 

1. Überdenkt Bedarfe
Braucht die Stadt Hamburg weitere Hotel, Büro und Gastronomieflächen während gleichzeitig 561.000 m² [1] Büroflächen leer stehen? Im Sinne der Suffizienz ist mit bestehenden Strukturen kreativ umzugehen, um sie an unsere Bedürfnisse anzupassen und nur das zu bauen, was wir tatsächlich brauchen. 

 

5. Konstruiert kreislauffähig und klimapositiv 
Es ist nicht bekannt, dass bei der Planung der Fokus auf die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und kreislauffähigen Materialien gelegt wurde. Die aufwendigen Gründungsmaßnahmen und die Stahlbeton-Skelettkonstruktion erfordern große Mengen an Stahlbeton. Für die Gründung wurde laut Signa Recycling-Beton verwendet [2]. Auch für RC-Beton ist der Einsatz von Zement notwendig, wessen Produktion bis zu 8% des weltweiten Kohlendioxidausstoß verursacht [3].

9. Übernehmt soziale Verantwortung 
Eine Baumaßnahme sollte nicht nur den Auftraggeber:innen zugutekommen, sondern muss auch einen Mehrwert für die Nutzer:innen und die Allgemeinheit darstellen. Die öffentlichen Flächen sollen das Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich machen. Hierbei stellt sich die Frage, inwiefern eine Aussichtsplattform dafür ausreichend ist und der exklusive Charakter der Angebote (Luxushotel, “Weltklasse-Gastronomie” [2]) die Allgemeinheit anspricht.

Schnitzeljagd auf den Spuren der Nachhaltigkeitsmythen

Aktionsart: Schnitzeljagd nach QR-Codes 

Aktionsdauer: ca. 30 Minuten 

Aktionsausrüstung: Smartphone 

Die Aktion: 

Im Umfeld des Elbtowers findest du drei Sticker mit einem QR-Code und unserem Logo. Wenn der Code gescannt wird, kommst du auf eine Informationsseite, wo du dich mit spezifischen Fragen mit dem jeweiligen Nachhaltigkeitsmythos beschäftigst. 

Also halte die Augen offen, finde die QR-Codes und scanne sie mit deinem Handy ein! 

Infos

Baujahr:
Geplante Fertigstellung 2026 

Standort: 
Zweibrückenstraße 13B, 20539 Hamburg 

Nutzung: 
Büro, Hotel, Gastronomie 

Architekturbüro: 
David Chipperfield Architects 

Tragwerk:

Stahlbeton-Skelettbau 

Gründung auf über 100 Großbohrpfählen (bis zu 110 m tief und 1,85 m Durchmesser), vier Meter dicke Bodenplatte 

Fassade: Elementfassade mit Festverglasung, Aluminiumlamellen 

Hauptmaterialien: 
Stahlbeton, Glas, Aluminium

Die SIGNA Real Estate Germany und die HafenCity Hamburg GmbH entwickeln gemeinsam den Bau des Hochhausprojekts Elbtower am Rande der HafenCity direkt an der Station Elbbrücken. Der Elbtower wird rund 245 m in den Himmel ragen. Damit reicht das Gebäude deutlich über die bisherige Silhouette der Hansestadt hinaus. [4] 

2022 lagen die geplanten Kosten für das Projekt bei 950 Mio. Euro [4]. Auf 64 Etagen und 160.000 m² BGF entstehen Flächen für Büros, Hotels und Gastronomie sowie eine öffentliche Aussichtsplattform, die kostenlos zugänglich sein soll. Die Signa selbst spricht im Zusammenhang mit dem Elbtower von einem „Leuchtturmprojekt“, einer „Attraktion mit hohem Bildungsanspruch“ und einem „einmaligen Projekt“. Nach eigener Aussage der Signa wird der Elbtower im Betrieb klimaneutral sein, da als Energiequellen Fernwärme und die Abwärme der Produktion des Kupferherstellers Aurubis verwendet wird. [4] Auch die Stadt Hamburg selbst nennt den Elbtower auf ihrer Website ein „Selbstbewusstes Statement“ und erhofft sich eine „ikonische Fernwirkung“ des Gebäudes. [5] Auch aus der Hamburger SPD kamen bereits selbstbewusste Äußerungen bezüglich des Hochhauses, es würde „die Bedeutung der Stadt als Tor zur Welt“ unterstreichen. [6] 

Dem Selbstbewusstsein stehen in der kontroversen öffentlichen Debatte um den Bau des Elbtowers jedoch auch einige Zweifel entgegen. Signa-Gründer René Benko beispielsweise steht durch Vorstrafen wegen Korruption und laufenden Ermittlungen wegen Bestechung immer wieder in der Kritik. Auch durch die Insolvenz von Benkos Warenhauskette Galeria-Karstadt-Kaufhof wird das Vertrauen in seine geschäftlichen Unternehmungen öffentlich in Frage gestellt. Man befürchtet, dass die Finanzierung des Elbtowers scheitern und damit eine Bauruine in prominenter Lage zurückbleiben könnte. Hierfür hat die Stadt durch ein vertraglich vereinbartes Rückkaufrecht vorgesorgt. Sollte der Fall jedoch eintreten und die Stadt das Grundstück samt begonnenem Bau zurückkaufen müssen, müssten auch die bisherigen Baukosten der Signa von der Stadt erstattet werden. [6] 

Zum jetzigen Zeitpunkt (Frühjahr 2023) sind die Gründungsarbeiten abgeschlossen und der Rohbau des Sockelgeschosses schreitet voran. Es bleibt abzuwarten, inwiefern der Elbtower das “Tor zur Stadt” werden wird und ob das Gebäude auch für die Hamburger Bürger:innen einen Mehrwert darstellt. 

„Die überraschend schnell erteilte Baugenehmigung zeigt einmal mehr, dass dem Senat alle Mittel recht zu sein scheinen, um den ‚Olaf-Scholz-Gedenkturm‘ zu realisieren“ Heike Sudmann (DIE LINKE) in der WELT [7] 

Die Probepfähle, welche in Tiefen von bis zu 111,4 m und einem Durchmesser von 1.850 mm hergestellt wurden, waren die längsten Pfähle, die jemals in Deutschland ausgeführt wurden. [7]