Johann Kontor

Am Standort der ehemaligen, denkmalgeschützten City-Höfe entsteht aktuell das Johann Kontor. Der Abriss der City-Höfe war stark umstritten und es wird an der rechtlichen Grundlage der Umsetzung gezweifelt. 

1. Überdenkt Bedarfe 

Im Johann Kontor finden unter anderem Wohnungen und eine Kita Platz, wodurch den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen in urbanen Räumen begegnet wird. Gleichzeitig ist fraglich, ob hierfür zwingend ein Neubau nötig war. Zudem werden auch Hotel- und Büroflächen geschaffen, was angesichts der hohen Dichte an Hotel- und Büroflächen in der näheren Umgebung keinen Beitrag zur Diversifizierung der Innenstadt leistet, sondern stattdessen die Anonymität rund um den Hamburger Hauptbahnhof manifestiert.  

 

2. Hinterfragt Abriss kritisch  

Der Abriss der ehemaligen City-Höfe wurde kontrovers diskutiert und es gibt eine Reihe begründeter Zweifel daran, dass der Hamburger Senat den Abriss der ehemaligen City-Höfe auf einem rechtlich korrekten Weg vorangebracht hat. 

 

5. Konstruiert kreislauffähig und klimapositiv 

Der Entwurf von Volkwin Marg hat gezeigt, dass eine Weiternutzung des Gebäudes möglich gewesen wäre. Dieser Möglichkeit wurde jedoch kein Raum gegeben.  

 

 

 

 

Infos

Baujahr:
2021 – 2023 

Standort: 
Steinstraße/Klosterwall/Johanniswall 20095 Hamburg 

Nutzung: 
City-Hof: Bezirksamt  
Johann Kontor: Wohnungen, Kita, Büro- und Gewerbeflächen, Hotel 

Architekturbüro:
City-Hof: Rudolf Klophaus 

Johann Kontor: KPW Papay Warncke und Partner Architekten  

In unmittelbarer Nähe zum Kontorhausviertel, welches seit 2015 offizielles UNESCO-Weltkulturerbe ist, entsteht aktuell der Gebäudekomplex Johann Kontor. Der Komplex ist viergeschossig unterkellert und hat bis zu 10 oberirdische Geschosse. Teile des Gebäudes (Hotel, Büro) werden nach DGNB „Gold“ zertifiziert. Es entstehen drei eigenständige Einzelgebäude mit jeweils einem grünen Innenhof. Die Tiefgarage beinhaltet circa 235 Parkplätze. [1]  

Das Johann Kontor wird am Standort der ehemaligen City-Höfe gebaut. Diese standen seit 2013 Denkmalschutz und wurden bis 2018 vom Hamburger Bezirksamt genutzt. Sie galten als markanteste Nachkriegsbauten in Hamburg und waren die ersten Hochhäuser in der Innenstadt nach 1945. Die Debatte um den Abriss mit anschließendem Neubau sorgte für starke Kontroversen zwischen den Befürwortern des Abrisses im Senat und den Abrissgegnern (z. B. Initiative City-Hof). Der ehemalige Bezirksamts-Chef Falko Droßmann (SPD) bezeichnete die City-Hochhäuser als „toten Bereich“, der ehemalige Hamburger Oberbaudirektor sah in ihnen seinerzeit „die hässlichsten Hochhäuser der Stadt“. Die Abrissgegener hingegen sehen den Entwurf des Johann Kontors als eine „Stadtmauer, die den Blick auf das Kontorhausviertel versperre“. [2] 

Es kursieren diverse Zweifel daran, ob der Senat die Entscheidung für den Neubau mit rechtlich zulässigen Mitteln durchgesetzt hat. Der renommierte Hamburger Architekt Volkwin Marg äußerte sich beispielsweise sehr kritisch gegenüber dem Projekt, er selbst hatte seinerzeit gemeinsam mit Matrix und Hochtief einen Entwurf eingereicht, der den Erhalt der City-Höfe vorsah. Seiner Meinung nach ging es dem Senat jedoch nicht um die Bewahrung der City-Höfe sondern von Anfang an „nur um den Abriss“. Im damaligen Ausschreibungsverfahren der Finanzbehörde belegte sein Entwurf den ersten Platz. Er sah vor dem City-Hof seine alte, helle Fassade zurückzugeben und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes Wohnraum, Hotel und kulturelle Nutzungen in den bestehenden Gebäuden unterzubringen. In einer zweiten Ausschreibungsrunde wurden jedoch Nachbesserungen und zusätzliche Auflagen gefordert, die in ihrem Umfang laut Marg eher unüblich für solche Verfahren sind. Diese zusätzlichen Auflagen galten jedoch nur für den Entwurf von Marg und nicht für jene Entwürfe, die einen Abriss und Neubau vorsahen. Eine diesbezügliche Gesprächsanfrage an die zuständigen Behörden blieb erfolglos, sodass der Entwurf ohne Erfüllung der zusätzlichen Anforderungen eingereicht wurde und somit durch einen „Formfehler“ ausschied. [3]  

Für ausführliche und weiterführende Informationen zum umstrittenen Abriss der City-Höfe empfehlen wir die detaillierte Recherche des Deutschlandfunks: https://www.deutschlandfunkkultur.de/baupolitischer-skandal-um-hamburgs-city-hof-war-der-abriss-100.html  

„Das ist einer der Aspekte, warum wir hier so stark für den Erhalt des City-Hofs kämpfen, weil er eine Menge zu erzählen hat. Und ich glaube, dieser geplante Neubau, der hat recht wenig zu erzählen. Das Einzige, was er dann vielleicht erzählt, ist, unter welchen Rahmenbedingungen er hier dann errichtet wurde. Sehr profitgeleitet, möglichst viel Fläche auf dieser Fläche unterzubringen. Mehr ist das nicht.“ Marco Hosemann vor dem Abriss der City-Hochhäuser [4] 

„Es ist in diesem Fall für mich so vordergründig, dass irgendwo ein Grund gesucht wurde, diesen in der ersten Runde auf Platz Eins Entwurf von GMP aus dem Verfahren rauszukicken. Das ist derartig evident, dass ich meine großen Zweifel habe, dass das mit rechten Dingen zugegangen ist. Es drängt sich einfach dieser Verdacht auf.“ Frank Pieter Hesse (ehemaliger Leiter des Hamburger Amts für Denkmalschutz) [3] 

Im Norden der Steinstraße befand sich eine Parkgarage, die vom Kraftverkehrsamt in den 1930er-Jahren gebaut, aber nicht fertiggestellt wurde. Während des Krieges wurde die unvollendete Garage als Bunker genutzt und später nicht ordnungsgemäß verfüllt. Bei Abrissarbeiten des City-Hofs wurden Hohlräume entdeckt, die mit unter Hochdruck injiziertem Beton aufgefüllt werden mussten, da sie ansonsten durch die Erschütterungen des Abrisses zusammengebrochen wären. [5]